Hermann Brehms Tierleben

Die Geduldsprobe:

24. Mai 2018

Vor vielen Jahren sah ich im Zoo von Carracas eine Harpie in einer Voliere. Seitdem träumte ich davon den größten und stärksten Adler der Welt in seiner natürlichen Umgebung, dem Regenwald des Amazonas, zu fotografieren. Als Hindernis entpuppte sich der schwierige Aufstieg auf einen Nachbarbaum. Auf einer Reise im Pantanal, Brasilien, erfuhr ich, dass es im Carajas Nationalpark einen Horst gibt mit einem fast flüggen Jungvogel und ( noch wichtiger) einem Nachbarbaum mit einer Fotografenplattform und einer perfekten Aufstiegsmöglichkeit. Meine Bedenkzeit war nur kurz. 6 Wochen später war ich vor Ort. Unsere Anfahrt zum Horst führte zwangsläufig durch die größte Eisenerzmine der Welt und dauerte jedes Mal 2 Stunden. Dafür konnten wir direkt unter dem Plattformbaum parken. In diesem Nestlingsstadium kommt der Altvogel nur alle 2-3 Tage mit Beute, meist Rothandbrüllaffen, zum Horst. Wir hatten 5 Tage gebucht. In dieser Zeit warteten wir jeden Tag 11 Stunden auf der Plattform. Am dritten Tag unseres Wartens hatten wir Glück. Das Weibchen kam mit einem halb verzehrten Brüllaffen zum Horst und legte ihn dort ab. Der Jungvogel nahm ihn sofort in Beschlag und mantelte darüber. Da der Nestling schon selbständig fraß, blieb das Weibchen nur kurz am Horst, dann strich der Altvogel ab zur nächsten Jagd. Obwohl die direkte Begegnung nur ca. 7 Minuten dauerte, bin ich überglücklich, das Privileg genossen zu haben, den stärksten Adler der Welt life zu erleben.

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Grünspecht
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In memory of FIG

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